An den meisten Unis und Hochschulen werden Auslandssemester angeboten. Das heißt, man kann ein Semester im Ausland studieren und es wird meist sogar anerkannt. In Bali am Strand für die Uni zu lernen oder die Uni in Skandinavien im Winter erleben, das wär’s doch.
Meistens ist die Organisation und Finanzierung des Auslandssemesters auch gar nicht schwer. Es gibt sogar Möglichkeiten, wie du mit Auslands-BAföG, Erasmus oder Stipendium die Finanzierung sichern kannst. Du findest am Ende noch ein kleines Interview mit Studierenden, die bereits im Ausland waren. Damit solltest du sehen, dass ein Auslandssemester auf jeden Fall jede Mühen wert ist!
Legen wir direkt mal los: Erstmal musst du dich entscheiden, wo es hingeht. Es gibt unzählige Möglichkeiten, allerdings unterscheiden sich diese. Viele Unis haben Partnerunis im Ausland, bei denen du dein Auslandssemester machen kannst. Das ist die einfachste Variante und das International Office deiner Hochschule hilft dir beim Organisieren.
Die zweite Möglichkeit ist, dass du dein Auslandssemester selbst organisierst. Wenn dir zum Beispiel keine der Partnerunis zusagt oder du lieber in ein anderes Land möchtest, kannst du natürlich auch auf eigene Faust handeln. Das kann aber schnell kompliziert und teuer werden. Du solltest dir bei deiner Entscheidung überlegen, welche Sprache du im Ausland sprechen möchtest und welche Dinge dir wichtig sind. Günstig leben, den Strand vor der Tür, renommierte Professoren oder eine schöne Uni, es gibt vieles zu beachten.
Wenn du dich für ein Land entschieden hast, musst du mit der Vorbereitung beginnen. Du musst das alles nicht alleine machen, keine Sorge. Es gibt das Akademische Auslandsamt bzw. das International Office an deiner Hochschule. Die Leute vor Ort unterstützen dich bei all deinen Fragen. Auf der Seite des DAAD findest du außerdem ebenfalls viele Informationen zum Studium im Ausland mit vielen länderspezifischen Infos.
Bevor es ins Ausland geht, musst du aber auf jeden Fall an folgende Sachen denken:
Am einfachsten kannst du das International Office deiner Hochschule kontaktieren. Dort sitzen die Experten für deinen Studiengang und deine Hochschule. Über das International Office kannst du dann auch Erasmus beantragen und die Kurse sowie dein Wunschland auswählen.
Bei einem Auslandssemester kommen einige Kosten auf dich zu. Unterkunft, Esse, Visum, Ernährung, Studienkosten etc., da kommt schnell eine Summe zusammen. Doch es gibt mehrere Möglichkeiten, wie du unterstützt werden kannst.
In manchen Ländern kannst du bei deinem Auslandssemester auch einen Nebenjob haben und dir so etwas dazuzuverdienen. Recherchier das unbedingt vorher, denn in manchen Ländern darfst du das leider als Auslandsstudent nicht.
Nun weißt du, wie du dein Auslandssemester perfekt organisierst. Doch wie ist das eigentlich so? Ich habe mich auf die Suche gemacht und 3 Studenten gefunden, die euch von ihrem Auslandssemester erzählen:
Alina: Mein Name ist Alina, ich komme aus Kiefersfelden und bin 21 Jahre alt. Ich studiere mittlerweile im sechsten Semester Soziale Arbeit in Landshut und wohne dort in einer Wg.
Hanna: Ich heiße Hanna Bollmann, bin 21 Jahre alt. Ich habe gerade meinen Bachelor in „Internationale Beziehungen“ an der TU Dresden abgeschlossen.
Erik: Ich bin Erik, bin 19 Jahre alt und studiere jetzt seit 4 Semestern Spanisch und Politikwissenschaft auf Lehramt in Heidelberg.
Alina: Ich war in meinem fünften Semester im Ausland. Ich habe dieses Semester vor allem gewählt, weil es mein Praxissemester war. Die Vorstellung, für sechs Monate im Ausland zu sein und dort im sozialpädagogischen Bereich arbeiten zu dürfen, war für mich einfach toll.
Hanna: In meinem Studiengang ist ein Auslandssemester verpflichtend im fünften Semester vorgeschrieben. Für mich persönlich war das der ideale Zeitpunkt. So konnte ich schon den Großteil meiner Pflichtmodule abschließen und das Auslandssemester etwas entspannter nutzen. Dort habe ich dann einfach einige Wahlpflichtmodule aufgefüllt.
Erik: Ich hab mein Auslandssemester im 3. Semester gemacht, da ich so früh wie möglich meine Spanischkenntnisse verbessern wollte. Außerdem habe ich nach meinem Abitur keine größere Reise eingelegt, sodass ich einfach auch total Lust hatte ein fremdes Land zu erkunden.
Alina: Ich habe mein Auslandssemester in Südafrika, in der Nähe von Kapstadt, in einem Kinderheim gemacht. Ich wollte mich in einem Land aufhalten, in dem es während meinem Aufenthalt Sommer ist. Da ich Südafrika auch schon immer interessant fand, war meine Entscheidung schnell getroffen.
Hanna: Ich habe ein Semester lang an der Universidad del Rosario in Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens studiert. In meinem Bereich sind internationale Erfahrungen und Fremdsprachenkenntnisse sehr wichtig. Spanisch und Englisch sind zwar Teil meines Studiums, aber ohne mein Auslandssemester hätte ich wohl nie das verhandlungssichere Sprachlevel erreicht, das ich heute habe. Ich wollte zudem unbedingt in ein Land, das mir eine neue Perspektive auf meine Studienschwerpunkte Menschenrechte und Sicherheitspolitik bietet.
Erik: Ich habe mein Auslandssemester in Barcelona/Spanien gemacht. Ich wollte den deutschen Winter auf jeden Fall in einer warmen Umgebung überbrücken. Daher schien mir Barcelona auch einfach unglaublich attraktiv aufgrund der Vielseitigkeit der Stadt, der Kultur und natürlich auch wegen des Meeres.
Alina: Die Organisation war sehr aufregend und auch nervenaufreibend. Da die Praktikumsstelle von meiner Hochschule aus gewisse Qualitätsstandards erfüllen musste, war es gar nicht so leicht eine passende Stelle zu finden. Letztendlich habe ich mich dazu entschieden, mit einer Organisation meine Reise anzutreten. Von dieser bekam ich die nötige Unterstützung, etwas Passendes für mich zu finden.
Hanna: Meine Fakultät hat viele Kooperationsvereinbarungen mit Universitäten auf der ganzen Welt, sodass mir der Platz sehr niedrigschwellig zugänglich war. Ich musste lediglich ein Bewerbungsschreiben an meiner Fakultät einreichen und Sprachkenntnisse auf dem Niveau von mindestens B1 nachweisen. Meine Austauschuniversität in Kolumbien hat sich daraufhin schnell bei mir gemeldet und super freundliche Mitarbeiter vor Ort haben mir geholfen. Die Hilfe hab es für die Einschreibung, Kurswahl und beim Visumsprozess. Insgesamt habe ich die Erfahrung gemacht, dass fast alle Fakultäten an deutschen Unis feste Kooperationsplätze mit allen möglichen Unis haben. Die Organisation ist somit wirklich simpel und absolut kein Hindernis.
Erik: Organisationsschritte am Anfang und am Ende des Aufenthaltes wurden größtenteils von der Uni übernommen. Als Student musste ich lediglich verschiedene Dokumente und Nachweise zusenden, jedoch keine „komplizierten“ Schritte übernehmen.
Alina: Meine Eltern haben mich dabei unterstützt, mein halbes Jahr im Ausland zu finanzieren. Ich habe zusätzlich meine gesamten Semesterferien zuvor in einem Büro gearbeitet, um mir das ganze ermöglichen zu können.
Hanna: Ich bin seit Beginn meines Studiums Stipendiatin der Stiftung der deutschen Wirtschaft, wurde also monatlich finanziell durch ein Stipendium unterstützt. Die Stiftung hat mir auch die Flüge nach Kolumbien und einen monatlichen Auslandszuschuss zur Verfügung gestellt. Somit musste ich mir um die Finanzierung gar keine Gedanken machen. Im Anschluss hat die Stiftung mir sogar noch einen Intensiv-Spanischkurs in Guatemala bezahlt. Das Tolle an den Stipendien bei der Stiftung der deutschen Wirtschaft ist: Man muss kein Überflieger sein, um aufgenommen zu werden. Soziales Engagement ist das wichtigste Kriterium und wer sich für andere einsetzt, hat gute Chancen.
Allerdings vergibt zum Beispiel auch der DAAD Stipendien speziell für Auslandssemester und wer in Europa bleibt, kann auch durch ERASMUS gefördert werden. Finanzierungsmöglichkeiten gibt es viele; auch das sollte wirklich kein Hindernis für euch sein.
Erik: Da ich Teil des Erasmus-Programms war, wurde mein Auslandssemester finanziert, wobei dies nicht genügt, um eine Wohnung in Barcelona zu mieten. Daher unterstützte mich meine Familie, indem sie die Wohnung bezahlten und mit dem restlichen Geld des Erasmus-Zuschusses konnte ich sehr gut leben.
Alina: Neben der persönlichen Weiterentwicklung während einer längeren Zeit im Ausland, sehe ich auf jeden Fall einen Vorteil darin, dass ich eine andere Kultur kennengelernt habe und erfahren konnte, wie Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen in Südafrika arbeiten.
Hanna: Man lernt wirklich enorm viel – sowohl akademisch als auch persönlich. Perspektiven, Methoden und Forschung an Universitäten im Ausland kennenzulernen, erweitert die in Deutschland erlangten Kenntnisse in eurem Studienfach enorm. Das lässt euch auch kritischer und gezielter hinterfragen, was ihr bisher gelernt habt. Zudem ist der Begriff „interkulturelle Kompetenz“ wirklich keine leere Worthülse: Wer im Auslandssemester gelernt hat, sich in einem ungewohnten Umfeld zurechtzufinden, gewinnt schon einmal einiges! Wenn man dann noch sein kulturell bedingtes Verhalten reflektiert und sich in andere Kulturen hineinversetzt, bringt das Charakterstärke und persönliches Profil.
Erik: Auf jeden Fall, das Sprachen lernen bzw. verbessern! Man ist dauernd konfrontiert und umgeben mit der fremden Sprache, was die Lerngeschwindigkeit unglaublich beschleunigt. Außerdem war es für mich eine ganz neue Erfahrung „allein“ in eine fremde Stadt zu ziehen, von der ich auch jetzt im Nachhinein immer noch profitiere. Ich habe so tolle Menschen kennengelernt und durch den ganzen Aufenthalt so viele kleine Dinge gelernt, sodass es schwierig ist, das hier aufzulisten.
Alina: Meiner Meinung nach gibt es an einem Auslandssemester keine Nachteile.
Hanna: Wie so oft in Zeiten von Social Media und Selbstdarstellung beschreiben viele ihr Auslandssemester als die beste Zeit ihres Lebens und das baut Druck auf und zeichnet ein falsches Bild. Denn natürlich ist aller Anfang in einem völlig fremden Land schwierig. Am Anfang fühlt man sich verloren, hat vielleicht Heimweh und ist überfordert. Aber: Es lohnt sich, Geduld zu haben, mit sich selbst und dem Gastland. Ihr werdet nicht die einzigen Austauschstudierenden sein und wer sich MitstreiterInnen sucht, kann Herausforderungen gemeinsam angehen. Schon nach wenigen Wochen werdet ihr euch zurechtfinden und unvergessliche Erfahrungen sammeln.
Erik: Natürlich kann es immer mal zu Probleme kommen, ganz genau wie Zuhause auch. Man muss sich neu zurechtfinden, neue Freunde finden, was für manche vielleicht eine große Herausforderung ist. Aber genau das stärkt eine Person, gibt ihr mehr Selbstvertrauen und lässt sie dadurch wachsen.
Alina: Mein Tipp wäre, egal wie schwierig und zeitaufwändig die Planung und letztendlich die Umsetzung auch ist, es lohnt sich wirklich! Natürlich war auch vor Ort nicht immer alles super einfach, aber das gehört dazu. Man darf sich nie entmutigen lassen und diese einmalige Zeit sollte man voll und ganz genießen.
Hanna: Informiert euch an eurer Fakultät, welche Kooperationsvereinbarungen es gibt und welche Bewerbungsvoraussetzungen ihr erfüllen müsst. Habt nur Mut bei der Bewerbung um Stipendien: Oft ist eure Motivation viel wichtiger als Spitzennoten. Und: Seid ehrlich zu euch selbst! Ein Auslandssemester ist nicht immer nur toll, sondern birgt auch Herausforderungen, an denen ihr wachsen werdet. Ich verspreche euch: Am Ende werdet ihr die Erfahrung nicht missen wollen!
Erik: Studiert nicht zu viel!:) Klar, ein großer Teil des Auslandssemesters ist auch das Studieren, jedoch finde ich, sollte er nicht im absoluten Mittelpunkt stehen. Die schönsten Erfahrungen, die ich in Barcelona sammeln durfte, waren nicht im Hörsaal, sondern unter Menschen. Und zwar in einer wunderschönen Stadt, die mir so viel mehr bieten konnte als nur Studieren.