Möchtest du nach dem Abitur noch nicht direkt anfangen zu studieren, ist ein Gap Year eine mögliche Alternative. “Gap” steht für Lücke bzw. Pause, somit ist ein Gap Year ein “Pausen-Jahr”. Warum ein Gap Year gut sein kann und was du innerhalb dieses Jahres eigentlich machen kannst, darum soll es in diesem Artikel gehen.
Es gibt viele Gründe, nach der Schule nicht direkt mit dem Studium anzufangen. Leider ist das Thema Gap Year ist für viele aber auch etwas negativ belegt. Du wirst vielleicht mit Meinungen wie “das macht sich nicht gut im Lebenslauf” oder “dann liegst du nur faul zu Hause rum” konfrontiert. In dem Fall kann auch ein kleiner Perspektivenwechsel helfen. Du sitzt im Durchschnitt 12 oder 13 Jahre in der Schule und befolgst Regeln und Lehrpläne. Individualität und persönliches Wachstum werden in der Schule dabei nicht immer besonders gefördert. Das bedeutet oft, dass du mit 18/19 Jahren und dem Abi in der Tasche noch gar nicht genau sagen kannst, was deine persönlichen Träume oder Stärken sind. Durch den Schulalltag konntest du diese vielleicht noch gar nicht definieren oder ausleben konnte.
Es gibt natürlich Ausnahmen und manche wissen bereits von klein auf, dass sie unbedingt Tierarzt oder Anwalt werden wollen. Aber der Großteil wird sich nach der stressigen Abiturprüfungsphase erstmal nach einer Pause und Zeit zum Nachdenken sehnen. Ein Gap Year bietet sich also an, um erstmal "durchzuschnaufen" und ganz neue praktische Erfahrungen zu sammeln. Die können dir eine Orientierung geben, bevor es für das Studium wieder zurück an den Schreibtisch geht.
Denn einerseits werden Abiturienten heute oft von einem Meer an Möglichkeiten überflutet, anderseits wissen die meisten oft wenig von konkreten interessanten Aufgaben und Projekten, die man alternativ zu einem Studium nach der Schule beginnen könnte. Sich allerdings aus Unsicherheit zu schnell für ein Studium zu entscheiden, kann schnell zu Frust und vielleicht zu einem frühzeitigen Abbruch und Wechsel eines Studienfaches führen. Wenn du dir aber zwischen Schule und Uni die Zeit nimmst, dich und deine Interessen nochmal genau kennenzulernen, fällt es dir vermutlich leichter, eine sichere Wahl zu treffen und ein Studienfach zu wählen, auf das du langfristig Lust hast.
Eine sehr häufig genutzte Option ist “Work & Travel”. Hier gehst du nicht ins Ausland, um nur herumzureisen, sondern arbeitest an verschiedenen Stationen, um dir Unterkunft und Essen zu finanzieren. Man arbeitet für einige Wochen und Monate, spart sich Geld an und dann reist man einige Wochen. Die beliebten Reiseländer sind hier immer noch Australien, Neuseeland, USA und Kanada. Jobs für die Reisenden werden meist auf Farmen oder Bereich im Gastronomie angeboten. Es gibt mittlerweile tolle Apps, über welche du dir eine Work & Travel Route mit verschiedenen Jobs zusammenstellen kannst und so deine Reise optimal organisierst. Wenn du dich speziell für das Thema Nachhaltigkeit interessierst, kannst du deine Jobs auch direkt über Netzwerke wie WWOOF (World-Wide Opportunities on Organic Farms) suchen. Hier arbeitest du als freiwilliger Helfer auf Bio-Bauernhöfen oder Selbstversorgerhöfen. Wenn du außerhalb Europas arbeiten und reisen möchtest, denke unbedingt daran, rechtzeitig ein entsprechendes Visum zu beantragen.
Die entspanntere Variante zu Work & Travel ist das Backpacking. Dafür muss man sich allerdings auf jeden Fall vorher etwas ansparen. Ohne genügend Geld, musst du wohl oder übel zu Hause erstmal ein paar Monate arbeiten und sparen. Danach kannst du dich dann voll und ganz aufs Rumreisen zu konzentrieren. Besonders beliebt für Backpacking ist Südostasien oder Lateinamerika. Hier musst du darauf achten, dass du in den meisten Ländern außerhalb Europas nicht länger als drei Monate ohne Visum verweilen darfst. Unterwegs kannst du so schnell das Zeitgefühl verlieren, besonders dann gefällt es dir besonders gut an einem Ort gefällt. Deswegen heißt es unbedingt die Aufenthaltserlaubnis im Blick zu behalten. Da du beim Backpacking im besten Fall weniger Druck hast (geldtechnisch) kannst du dich auch mal treiben zu lassen. Du kannst einfach spontan entscheiden, wie deine Reiseroute verläuft.
Wenn es dir zu stressig ist, rumzureisen und du eigentlich gerne das ganze Jahr über eine durchgehende und dafür intensivere Erfahrung machen möchtest, könnte ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) eine tolle Auszeit und Orientierungshilfe für dich sein. Ein FSJ dauert in der Regel 12 Monate, mindestens aber sechs und maximal 18 Monate und ist für junge Menschen von 16 bis 27 Jahren zugelassen. Die Idee ist, dass du dich hier ein Jahr lang für das Allgemeinwohl einsetzt und an sozialen Projekten mitarbeitest. Deine Einsatzorte können zum Beispiel in der Gesundheitspflege, aber auch in Kinder- und Jugendeinrichtungen sein. Das FSJ kannst du im In- und Ausland machen.
Falls du dich weniger in sozialen Einrichtungen siehst, sondern dich Themen wie Umwelt- und Naturschutz interessieren, wäre das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) eine tolle Alternative. Hier gelten ganz ähnliche Rahmenbedingungen. Einsatzorte wären hier u.a. in der ökologischen Landwirtschaft, in Gartenbau und Tierpflege, Umweltbildung oder Verbandsarbeit im Naturschutz.
FSJ und FÖJ werden sehr gerne auf deinem Lebenslauf gesehen, weil sie dein persönliches Engagement für Gesellschaft und Umwelt zeigen.
Falls du bereits einen bestimmten Job oder ein bestimmtes Studiengebiet im Auge hast, aber gerne vorher mal praktisch reinschnuppern möchtest. Bietet es sich auch an, sich nach der Schule für ein Praktikum in einem Unternehmen zu bewerben. Die Herausforderung ist hier allerdings, dass von Arbeitgebern oft lieber Studenten, die bereits etwas Fachwissen mitbringen, bevorzugt werden. Aber vielleicht bringst du ja trotzdem schon besondere Qualifikationen, wie zum Beispiel gute Fremdsprachen- oder IT-Kenntnisse mit, die dich für ein Unternehmen interessant machen.
Ähnlich sieht es mit einer festen Arbeitsstelle nach dem Abitur aus, hier hast du aufgrund deiner geringen Qualifikation meist nur die Chance auf Jobs im Gastronomiebereich oder im Einzelhandel. Trotzdem sammelst du hier praktische Erfahrungen, lernst im Team zu arbeiten, mit Stress umzugehen und vieles mehr. Du kannst dein Gap Year auch super nutzen, um eine Fremdsprache aufzubessern. Gerade was das Schulenglisch angeht, könntest du dir überlegen, ob du im Ausland in einem Hostel oder einem Café arbeiten möchtest. Wenn du sportlich bist, könntest du natürlich auch überlegen, ob du einen Job als Surflehrer oder Wanderführer etc. machen möchtest. Auch eine Ausbildung zu einem Trainer in einem Gebiet, was dir vielleicht als Hobby schon immer viel Spaß gemacht hat, wäre möglich. Wie du siehst, gibt es viele Möglichkeiten, sich nach der Schule erstmal eine Auszeit zu nehmen und sich trotzdem persönlich weiterzuentwickeln.
Ein Gap Year entspricht doch nicht ganz deiner Idealvorstellung und du startest lieber direkt voll durch. Du willst auf die Auslandserfahrung jedoch nicht verzichten, dann interessiert dich vielleicht unser Artikel "Auslandssemester – Wie es funktioniert und wieso es Sinn macht". Ob du alle Voraussetzungen erfüllst, kannst du ganz entspannt und kostenfrei in 10 Minuten mit unserem Produkt checken.